Internationale Experten diskutierten auf der Konferenz „Contaminants and Residues in Food“ der Akademie Fresenius über Risikobewertung und Vermeidungsstrategien

Arzneimittelrückstände im Wasser, Blei in Lebensmitteln, Melamine in Milch und Futter – Verunreinigungen lauern überall. Deshalb sind entsprechende Belastungs- und Risikobewertungen in der Produktion und im Handel mit Nahrungsmitteln unverzichtbar. Über diese und andere wichtige Themen diskutierten Repräsentanten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), der Europäischen Kommission und verschiedener nationaler Behörden genauso wie Experten von Forschungsinstituten, Industrie und Handel auf der 7. Internationalen Fresenius-Konferenz „Contaminants and Residues in Food“ am 22. und 23. November 2010 in Köln.

Die chinesische Milchindustrie kämpft noch immer mit den Folgen der Melamin-Krise in vor zwei Jahren, so der jüngste Bericht des internationalen Informationsnetzwerk der Landwirtschaft (GAIN). Melamin ist eine chemische Verbindung, die hauptsächlich bei der Herstellung von Harzen verwendet wird. Diese wiederum befinden sich zum Beispiel in Beschichtungen, Plastik und Küchenutensilien (Melaware).

Internationale Experten diskutierten auf der Konferenz „Contaminants and Residues in Food“ der Akademie Fresenius über Risikobewertung und Vermeidungsstrategien

Arzneimittelrückstände im Wasser, Blei in Lebensmitteln, Melamine in Milch und Futter – Verunreinigungen lauern überall. Deshalb sind entsprechende Belastungs- und Risikobewertungen in der Produktion und im Handel mit Nahrungsmitteln unverzichtbar. Über diese und andere wichtige Themen diskutierten Repräsentanten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), der Europäischen Kommission und verschiedener nationaler Behörden genauso wie Experten von Forschungsinstituten, Industrie und Handel auf der 7. Internationalen Fresenius-Konferenz „Contaminants and Residues in Food“ am 22. und 23. November 2010 in Köln.

Die chinesische Milchindustrie kämpft noch immer mit den Folgen der Melamin-Krise in vor zwei Jahren, so der jüngste Bericht des internationalen Informationsnetzwerk der Landwirtschaft (GAIN). Melamin ist eine chemische Verbindung, die hauptsächlich bei der Herstellung von Harzen verwendet wird. Diese wiederum befinden sich zum Beispiel in Beschichtungen, Plastik und Küchenutensilien (Melaware).

WHO und EFSA auf der Suche nach dem Melamin-Grenzwert

Dr. Diane Benford von der britischen Lebensmittelbehörde (FSA) in London diskutierte die Risikoeinschätzung verunreinigter Lebensmittel durch Melamin. „Da Melamin als eine gute Stickstoffquelle gilt, wurde es eine Zeit lang in Tierfutter verwendet, jedoch ohne Erfolg“, resümierte sie. Im Jahr 2007 importierten Futterfabriken Weizengluten oder Reisprotein-Konzentrat aus China, was zum Tod vieler Haustiere (Hunde und Katzen) führte. Untersuchungen ergaben, dass sich in den Nieren der Tiere durch das „unreine“ Melamin Kristallablagerungen von Melamin und Cyanursäure gebildet hatten. Verantwortlich dafür war ein Industrieabfallprodukt, das aus Melamin und anderen strukturähnlichen Stoffen zusammengesetzt war. In 2008 wurde melaminverseuchte Säuglingsnahrung in Zusammenhang mit der Erkrankung von 300.000 Kindern in China gebracht, einige von ihnen starben an den Folgen. „In beiden Fällen sollte die mit Melamin gestreckte Nahrung offenbar den Stickstoffgehalt erhöhen, um dadurch einen größeren Proteinanteil vorzutäuschen. Eine solche Täuschung ist dann möglich, wenn der Proteinwert aus dem Gesamtstickstoff errechnet wird“, erklärte sie.

Diese Ereignisse setzten eine Vielzahl an Melamin-Risikobewertungen in Gang, insbesondere seitens der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). WHO und EFSA führten eine Toleranzgrenze (TDI) von 0,2 mg/kg Körpergewicht für den täglichen Melamin-Konsum ein, obwohl die genauen Rahmenbedingungen bei der Bestimmung des Wertes in einigen Punkten variierten. Sie stellten ebenfalls fest, dass die TDI-Grenze nur für Melamin allein gilt und der Grad der Vergiftung bei gleichzeitiger Exposition mit Melamin und Cyanursäure steigen könnte. Die EFSA bemerkte, dass die Belastung mit Melamin aus nicht verunreinigten Quellen für die meisten Konsumenten unter dem festgelegten TDI liegen würden. Eine vorsichtige Beurteilung von Kindern lässt allerdings darauf schließen, dass eine akute Lebensmittelbelastung etwas über diesem Wert liegen könnte. Daher sollte laut EFSA der spezifische Migrationswert (SML) für Melamin von 30 mg/kg Lebensmittel auch andere Expositionsquellen berücksichtigen. Entsprechend den Beurteilungen von WHO und EFSA ist im Lebensmittelkodex (Codex Alimentarius) das maximal erlaubte Melamin-Level von 1 mg/kg in Säuglingsnahrung (Pulverform) und 2,5 mg/kg in anderen Lebensmitteln und Tiernahrung festgelegt worden.

Mögliche Probleme durch Bleibelastung in Lebensmitteln: Ungewissheit bleibt

Blei ist ein Umweltschadstoff, der sowohl in der Natur vorkommt, als auch durch menschlichen Einfluss entstehen kann, zum Beispiel durch Bergbau und Verhüttung oder bei der Herstellung von Batterien. Eine Zeit lang wurde Blei in vielen verschiedenen Produkten wie Farbe, Benzin, Konservendosen und Wasserleitungen verwendet. Allerdings kann Blei unter anderem Nerven, Herz und Nieren schädigen. Seit den 70er Jahren werden in Europa Kontrollmaßnahmen zur Regulierung von Blei durchgeführt, wodurch in den letzten Jahrzehnten sowohl der Bleigehalt in der Umwelt als auch die Exposition auf den Menschen abnahm. Dennoch besteht die anhaltende Sorge, ob die maximal erlaubten Bleiwerte in Lebensmitteln angemessen sind. Um auf Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse eine fundierte Beurteilung der gesundheitlichen Risiken von Blei in Lebensmitteln zu erhalten, zieht die Europäische Kommission die EFSA zu Rate.

Alan R. Boobis (Imperial College London) erklärte, dass das EFSA CONTAM Panel Nervenschäden bei jungen Kindern sowie Herz-, Gefäß- und Nierenschädigungen bei Erwachsenen als mögliche kritische Folgen einer Bleibelastung identifiziert hat. Die Berechnungen zeigten, dass das Risiko klinisch relevanter Herz- und Gefäßerkrankungen sowie Nierenschäden für Erwachsene bei der aktuellen Bleibelastung in Lebensmitteln niedrig ist, jedoch bei großen  Verzehrmengen nicht ausgeschlossen werden kann. Die Bedenken über Entwicklungsstörungen bei Kleinkindern, Kindern und schwangeren Frauen könnten bei dem derzeitigen Bleianteil in der Nahrung ebenfalls nicht ausgeräumt werden. Bei der Risikobewertung bleihaltiger Nahrungsmittel sollte man beachten, dass es eine Reihe von Unklarheiten gibt, die mit geeigneten Zusatzinformationen präzisiert werden könnten, sagte Boobis.

3-MCPD-Ester in raffinierten Ölen reduzieren: neue Forschungsergebnisse

3-MCPD-Ester in Speisefett und Speiseöl werden hauptsächlich im letzten Raffinationsschritt bei hoher Temperatur während der Desodorierung gebildet. „Desodorierung ist der kritische Teil des Ölprozesses. Hohe Temperaturen und eine lange Zeitspanne begünstigen die Entstehung von Glycidylester“, beschrieb Peer Fehling, Pilot Pflanzentechnologie Magdeburg (PPM), das Problem. Er präsentierte ein Forschungsprojekt zur Einschätzung technologischer Möglichkeiten zur Minimierung 3-MCPD-Fettsäureester in raffinierten Ölen. Das Projekt startete im April 2009 in Kooperation mit dem Forschungskreis der Ernährungsindustrie (FEI) und dem Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft (BLL). Fehling fasste die Ergebnisse zusammen und erklärte, dass die Entstehung von 3-MCPD und verwandten Komponenten während der Desodorierung reduzieren könnte, wenn die unbehandelten Öle vor dem Verarbeitungsprozess mit Wasser gewaschen werden. Denn dadurch würden auch Vorläufer der verunreinigenden Substanzen entfernt. Ein Chlorid-Wert von bis zu 37 mg/l würde keine weiteren 3-MCPD und Glycidylester-Formationen hervorrufen. Zusätzlich könne Entschleimung, Neutralisierung und Bleichen vor der Entstehung von 3-MCPD und verwandten Komponenten schützen.

Weiter fanden die Forscher heraus, dass das Aufbrechen der Glycidylstruktur durch das Hinzufügen von Ameisensäure in den Dampf nicht erfolgreich war. Bessere Ergebnisse erreichten sie, indem sie feste Zitronensäure während der Desodorierung in das Öl gaben. In Zukunft würden sie deshalb untersuchen, wie durch zugesetzte „Hilfsstoffe“ die Kontaminatenentstehung verhindert werden kann. Durch die Variation des Dampfumfangs während der Desodorierung wollen sie die Bildung verunreinigender Stoffe minimieren und somit eine gute Ölqualität sicherstellen. Dafür werde eine 2-Stufen-Desodorierung bei verschiedenen Temperaturen benötigt, sodass 3-MCPD, Glycidylverbindungen und ihre Vorläufer destilliert werden könnten, sagte Fehling.

Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können zum Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.

www.akademie-fresenius.de

Quelle: Dortmund, Köln [ Akademie Fresenius ]

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