Fachkonferenz der Akademie Fresenius bringt Branche auf den neuesten Stand in Sachen Forschung und Gesetzgebung.

"Bio" ist heute nicht mehr wegzudenken. Die Anzahl an zertifizierten Anbauflächen und Produzenten sowie der Umsatz im Biosegment steigen seit Jahren stetig und zum Teil im zweistelligen Bereich. Mit knapp 6 Milliarden Euro Umsatz gilt Deutschland als größter europäischer Markt, weit vor Frankreich und Großbritannien. Und eine Stagnation ist noch lange nicht in Sicht: In Lebensmitteleinzelhandel und in Drogeriemärkten sind Bioprodukte weiterhin auf Wachstumskurs. Die Verbraucher sind bereit, für gute Qualität zu zahlen - vorausgesetzt, es ist wirklich "bio" drin, wo "bio" draufsteht und die Ware ist von hoher Qualität. Wie sich diese Ansprüche in Zukunft noch besser als bisher absichern lassen und welche Neuerungen die Branche derzeit bewegen, waren Themen der zweiten Fresenius-Konferenz "Bio-Lebensmittel" vom 19. bis 20. September 2012 in Mainz.

Fachkonferenz der Akademie Fresenius bringt Branche auf den neuesten Stand in Sachen Forschung und Gesetzgebung.

"Bio" ist heute nicht mehr wegzudenken. Die Anzahl an zertifizierten Anbauflächen und Produzenten sowie der Umsatz im Biosegment steigen seit Jahren stetig und zum Teil im zweistelligen Bereich. Mit knapp 6 Milliarden Euro Umsatz gilt Deutschland als größter europäischer Markt, weit vor Frankreich und Großbritannien. Und eine Stagnation ist noch lange nicht in Sicht: In Lebensmitteleinzelhandel und in Drogeriemärkten sind Bioprodukte weiterhin auf Wachstumskurs. Die Verbraucher sind bereit, für gute Qualität zu zahlen - vorausgesetzt, es ist wirklich "bio" drin, wo "bio" draufsteht und die Ware ist von hoher Qualität. Wie sich diese Ansprüche in Zukunft noch besser als bisher absichern lassen und welche Neuerungen die Branche derzeit bewegen, waren Themen der zweiten Fresenius-Konferenz "Bio-Lebensmittel" vom 19. bis 20. September 2012 in Mainz.

Was ist "bio" und was nur Betrug? Ein Verfahren zur Klärung dieser Frage wurde auf der Konferenz von Dr. Saskia van Ruth (RIKILT- Wageningen University and Research Centre, Niederlande) vorgestellt. Um richtige von falschen Bioprodukten unterscheiden zu können, setze man am RIKILT auf die Authentifizierung durch intrinsische, analytische Kennzeichen. Jedes Produkt habe eine Art chemischen "Fingerabdruck", anhand dessen es sich von anderen Erzeugnissen abgrenzen und eindeutig bestimmen lasse, so die Expertin. Am RIKILT habe man nach diesem Prinzip eine Versuchsreihe durchgeführt, in der Bio-Eier mit regulären Eiern verglichen wurden. Die gesuchten "Fingerabdrücke" eines Bio- bzw. eines herkömmlichen Eis seien mithilfe einer Separierungstechnik namens "HPLC" (high-pressure liquid chromatography) identifiziert worden.  Anschließend habe man Stichproben von Eiern in drei verschiedenen Analysekategorien untersucht, um zu bestimmen, ob diese echte Bioware seien. Als Kategorien dienten zum einen der Carotenoid-Gehalt und die Zusammensetzung der enthaltenen Fettsäuren, zum anderen die Ausprägung der Stickstoffisotope, welche bei herkömmlichen Eiern durch den Einsatz von Kunstdüngern in der Tierhaltung beeinflusst seien, so van Ruth. Nach den Tests habe man nahezu alle untersuchten Eier korrekt zuordnen können und auch bei weiteren durchgeführten Studien mit Ware aus verschiedenen europäischen Ländern hätte sich die Methode bislang zur Verifizierung bewährt.

Kontamination durch Verpackungsmaterialien

Unabhängig davon, ob ein Produkt "bio" hergestellt wird oder nicht, müssen sich alle Lebensmittelhersteller mit der Frage auseinandersetzen, ob ihre Ware unbeschadet den Konsumenten erreicht. Dr. Konrad Grob (Kantonales Labor Zürich) machte deutlich, dass migrierende Substanzen aus Verpackungsmaterialien eine deutlich höhere Gefahr für Lebensmittel darstellen, als die oftmals in der Kritik stehenden Pestizide.

Die Kontamination durch Migration sei 100 bis 1.000 Mal höher als bei Pestiziden und werde im Gegensatz zu diesen weit weniger kontrolliert, so Grob. Die meisten Substanzen seien toxikologisch nicht abgesichert, viele nicht einmal identifiziert.

Problematisch wirke sich zudem aus, dass alle Verpackungen eines Produkts betroffen seien und damit eine systematische Kontamination stattfinde. Als ein gravierendes Beispiel beschrieb er die Lebensmittelverunreinigung bei Verpackungen aus recyceltem Altpapier. In Recyclingkartons befänden sich ca. 250 migrierfähige Substanzen - von denen ein gutes Drittel kaum identifizierbar sei - und die in potenziell toxikologisch relevanten Mengen ins Lebensmittel übergehen können. Da das verwendete Altpapier nicht auf den Kontakt mit Lebensmitteln ausgelegt sei und das Recycling kaum reinige, könnten darüber hinaus auch jederzeit neue Substanzen auftreten. Eine Absicherung aller möglichen Migrate sei deshalb unrealistisch, unterstrich Grob. Im Fazit könne man festhalten, dass Recyclingkartons eine nicht tolerierbare Lebensmittelverunreinigung verursachten und damit den gesetzlichen Anforderungen nicht genügten. Eine Lösung könne im Einbau funktioneller Barrieren bestehen, wie in Form eines Innenbeutels mit geeigneter Sperrschicht oder einer Beschichtung der Innenseite des Kartons. Abschließend ging Grob darauf ein, dass insbesondere die Bio-Branche eine aktivere Rolle bei der Absicherung von Verpackungen einnehmen müsse. Bio-Produkte seien oftmals besonders schlecht verpackt. Die Branche solle daher stärker als bisher mit der "herkömmlichen" Lebensmittelindustrie zusammenarbeiten und dürfe sich nicht den Möglichkeiten moderner Technologien verweigern. Auch "bio" müsse auf der Höhe der Zeit und nicht "retro" sein, appellierte Grob.

Neue Importregelungen stärken Biohandel

Gute Neuigkeiten von rechtlicher Seite gab es für Biohersteller von Beate Huber (FiBL - Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Schweiz), die das neue Gleichwertigkeitsabkommen zwischen der EU und den USA vorstellte. Mit dem Abkommen, das am 01. Juni in Kraft getreten sei, würden nun die Kontrollsysteme und Zertifikate der EU bzw. der USA vom jeweils anderen Handelsraum als gleichwertig anerkannt, begann Huber. Eine Zusatzzertifizierung sei lediglich noch für aus der EU stammende Tierprodukte und für Äpfel und Birnen sowie deren Erzeugnisse aus den USA notwendig. So seien beispielsweise für den Import von Bioschokolade aus der EU in die USA Zusatzzertifikate über den Nichteinsatz von Antibiotika im Milchpulver vom Hersteller sowie von der Molkerei und allen Milchlieferanten erforderlich. Importierte Zutaten wie in diesem Fall Zucker und Kakao könnten nur über die zertifizierte Schokolade exportiert werden - direkt sei dies jedoch nicht möglich. Direktexporte derartiger Zutaten (z.B. von Kakao aus Afrika) in die USA erforderten eine US NOP Zertifizierung. Produkte, die bislang noch nicht im Anwendungsbereich des Gleichwertigkeitsabkommens lägen, seien solche aus Aquakultur und Weine.

Ansonsten gelte das Abkommen für alle Waren, die in den USA bzw. der EU erzeugt oder verarbeitet wurden und bei denen man somit davon ausgehen könne, dass sie bereits kontrolliert worden seien. Waren, die außerhalb der genannten Gebiete in Drittländern erzeugt wurden, könnten dagegen nicht direkt importiert werden. Weiterhin müssten für jeden Export aus den USA in die EU oder umgekehrt Begleitzertifikate ausgestellt und die Kennzeichnungsbestimmungen des Importlandes beachtet werden, so Huber weiter.

Generell könne man davon ausgehen, dass das neue bilaterale Abkommen für den internationalen Handel eher geringe Auswirkungen habe, doch den Biohandel zwischen den USA und der EU auf jeden Fall stärken werde. Da 96 Prozent der weltweit zertifizierten Bioware in Europa und Nordamerika vermarktet würden, ergäben sich durch das Gleichwertigkeitsabkommen verbesserte Möglichkeiten für Biohersteller aus der EU und den USA, ihre Waren auf den weltweit wichtigsten Märkten der Branche zu vertreiben.

Tagungsunterlagen

Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können zum Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.

www.akademie-fresenius.de

Quelle: Dortmund, Mainz [ Akademie Fresenius ]

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