Internationale Fresenius-Konferenz "Contaminants and Residues in Food" betrachtet Stand der Dinge bei Acrylamid, Quecksilber und Dioxinen

Die To-do-Liste der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und ihrem CONTAM-Panel (Gremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette) wird stetig länger. Neben Updates zu Lebensmittelkontaminanten, die bereits lange als solche in der Fachwelt bekannt und auch mittlerweile der Öffentlichkeit ein Begriff sind, müssen zunehmend mehr Bewertungen zu neu entdeckten oder neu in Verdacht geratenen Stoffen erstellt werden. Neuigkeiten zu "alten Bekannten" und aktuelle Ergebnisse zur Erforschung neuartiger Problemfelder lieferte die achte Internationale Fresenius-Konferenz "Contaminants and Residues in Food" am 22. und 23. April 2013 in Mainz.

Rolaf van Leeuwen (Wageningen Universität, Niederlande) trug die Ergebnisse der EFSA zu Dioxinen und bromierten Flammschutzmitteln in Nahrungsmitteln für Babys und Kleinkinder vor. Die Daten zum Vorkommen dieser Substanzen, die von verschiedenen EU-Staaten eingereicht wurden, hätten alle unterhalb der Höchtsgrenze für Dioxine und bromierte Flammschutzmittel gelegen. Die höchsten Level habe man bei Fertiggerichten auf Basis von Fisch und Fleisch festegestellt.  Es sei leider nicht gelungen einen zeitlichen Trend zu identifizieren und auch über die aktuelle Situation könne man keine Aussage machen, da die Untersuchung auf Obergrenzen basiert habe, so van Leeuwen.

Internationale Fresenius-Konferenz "Contaminants and Residues in Food" betrachtet Stand der Dinge bei Acrylamid, Quecksilber und Dioxinen

Die To-do-Liste der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und ihrem CONTAM-Panel (Gremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette) wird stetig länger. Neben Updates zu Lebensmittelkontaminanten, die bereits lange als solche in der Fachwelt bekannt und auch mittlerweile der Öffentlichkeit ein Begriff sind, müssen zunehmend mehr Bewertungen zu neu entdeckten oder neu in Verdacht geratenen Stoffen erstellt werden. Neuigkeiten zu "alten Bekannten" und aktuelle Ergebnisse zur Erforschung neuartiger Problemfelder lieferte die achte Internationale Fresenius-Konferenz "Contaminants and Residues in Food" am 22. und 23. April 2013 in Mainz.

Rolaf van Leeuwen (Wageningen Universität, Niederlande) trug die Ergebnisse der EFSA zu Dioxinen und bromierten Flammschutzmitteln in Nahrungsmitteln für Babys und Kleinkinder vor. Die Daten zum Vorkommen dieser Substanzen, die von verschiedenen EU-Staaten eingereicht wurden, hätten alle unterhalb der Höchtsgrenze für Dioxine und bromierte Flammschutzmittel gelegen. Die höchsten Level habe man bei Fertiggerichten auf Basis von Fisch und Fleisch festegestellt.  Es sei leider nicht gelungen einen zeitlichen Trend zu identifizieren und auch über die aktuelle Situation könne man keine Aussage machen, da die Untersuchung auf Obergrenzen basiert habe, so van Leeuwen.

Aufgrund der Ergebnisse sei das CONTAM-Panel zu dem Schluss gekommen, dass die derzeitigen Konzentrationslevel (MLs) keinen Anlass gäben, die Konzentration von Dioxinen und bromierten Flammschutzmitteln in den betreffenden Lebensmittelgruppen zu verringern. Nichtsdestotrotz bestehe Bedarf an mehr repräsentativen Proben, da für einige Lebensmittel bislang nur wenige Ergebnisse vorlägen.

Umfassende Risikobewertung für Acrylamid in Vorbereitung

Ein Update hielt die Konferenz auch zum Thema Acrylamid bereit.  Man habe im Zeitraum zwischen 2007 und 2010 nur wenige Veränderungen bei den Acrylamid-Leveln feststellen können, erklärte Mary Gilsenan. Jedoch müsse berücksichtigt werden, dass zahlreiche Unsicherheiten bei der Untersuchung bestünden, da der Zeitraum der Überwachung relativ kurz und große Schwankungen in der Anzahl und Herkunft der eingereichten Proben bestanden hätten. Die Europäische Kommission habe im Dezember 2012 erstmals ein Mandat für die Risikobewertung von Acrylamid erteilt, wodurch die EFSA in die Lage versetzt werde, die erste vollständige Risikobewertung in diesem Bereich durchzuführen.

Zu diesem Zweck bittet die Behörde nun erneut um die Einreichung von Daten, die in den kommenden zwei Monaten gesammelt werden sollen. Das Panel habe sich vorgenommen, dabei alle Arten von Daten zu berücksichtigen, d.h. sowohl Daten aus den EU-Mitgliedsstaaten als auch aus der Industrie, so Gilsenan. Als weitere Neuerung werde es zudem eine Diskussionsgruppe zusammen mit den Stakeholdern geben, in der unter anderem die Erhebung von Daten trainiert und die Möglichkeit zur Rücksprache zwischen Behörde und Stakeholdern gegeben werden solle.

Forschungsergebnisse zu mineralischen Kohlenwasserstoffen

Jan Alexander vom Institut für Öffentliche Gesundheit (Institute for Public Health), Norwegen, und Vorsitzender der EFSA-Arbeitsgruppe zu mineralischen Kohlenwasserstoffen, stellte in seinem Vortrag den aktuellen Stand der Forschung in Bezug auf diese Chemikalienart vor. Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (so genannte MOH) entstammten dem Rohöl oder würden aus Kohle, Erdgas oder Biomasse synthetisiert, erläuterte Alexander. Die Stoffe seien komplizierte Mischungen aus linearen und verzweigten Alkanen (Paraffine), Cycloalkanen (Naphthene) und aromatischen Kohlenwasserstoffen. Paraffine und Naphthene seien als mineralölgesättigte Kohlenwasserstoffe (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons, MOSH), die Aromate als mineralölaromatische Kohlenwasserstoffe (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons, MOAH) definiert. Die Mixturen zeichneten sich allesamt durch eine hohe Komplexität aus: So könne die chemische Komposition stark variieren oder sei oft größtenteils unbekannt, die Anzahl an Substanzen sei extrem hoch oder es sei zuweilen nicht möglich, MOH-Mixturen in ihre Bestandteile zu zerlegen, um eine analytische Bewertung durchzuführen, führte Alexander an. Die Nahrungsmittelkontamination durch MOH finde auf vielen verschiedenen Wegen statt. Als Hauptquellen könnten die Kontamination durch die Umwelt, Vorgänge bei der Lebensmittelverarbeitung, die Migration aus Lebensmittelkontaktmaterialien, durch Zusatzstoffe oder durch Pestizide benannt werden. Da die MOH dazu auch noch breit eingesetzt würden, seien darüber hinaus noch eine Reihe weiterer Kontaminationsquellen möglich. Insgesamt seien die Unsicherheiten bei der Untersuchung der MOH immer noch substanziell, warnte Alexander. Für die menschliche Gesundheit bereite insbesondere die Exposition gegenüber MOAH, die über die Nahrung aufgenommen würden, sowie die Migration von MOSH und MOAH in trockene Nahrungsmittel, welche in recycelten Pappkartons ohne eingebaute Barriere verpackt seien, Anlass zur Sorge. Das CONTAM-Panel empfehle, bei zukünftigen Bewertungen sowohl zwischen MOSH und MOAH im Allgemeinen als auch zwischen den Subklassen von MOSH basierend auf den Kohlenstoffzahlen und den chemischen Strukturen zu unterscheiden. Die toxikologische Evaluation der MOH müsse sich auf den Bereich der Molekularmasse und die strukturellen Subklassen fokussieren und dürfe nicht nur die chemisch-physikalischen Eigenschaften betrachten, riet Alexander.

Im Zusammenhang mit der Migration aus recycelten Verpackungsmaterialien erwähnte der Experte, dass es Sinn mache, funktionale Barrieren zu etablieren, welche die Migration effektiv verhindern könnten. Diese Ansicht konnte auch Heiko Diehl (BASF) unterstützen, der das Prinzip näher vorstellte. Eine funktionale Barriere in recycelten Verpackungen könne der Industrie nicht nur dabei helfen, die Migration von schädlichen Substanzen zu verhindern, sondern sei auch ein Beitrag zu nachhaltigeren Lebensmittelverpackungen, erklärte Diehl. Über den sogenannten BASF-Hexantest, bei dem die Übertragungsrate von Hexandampf gemessen und somit die Leistungsfähigkeit der Barriere überprüft werde, könne eine schnelle und allgemeingültige Klassifikation von Barrierematerialien erreicht und eine adäquate Korrelation zum Tenax-Test für Lebensmittelmigration hergestellt werden.

Entwarnung bei Quecksilber: Breite Masse nicht gefährdet

Die Exposition gegenüber anorganischem Quecksilber und Methylquecksilber hat in der Vergangenheit für viel Aufsehen gesorgt. Eine vorsichtige Entwarnung zu diesem Thema gab nun Helle Knutsen (Institut für Öffentliche Gesundheit, Norwegen).

Biomonitoring-Daten aus menschlichem Blut und Haaren hätten gezeigt, dass die Exposition gegenüber Methylquecksilber (MeHg) in der europäischen Bevölkerung allgemein unterhalb der neuen  von der EFSA festgesetzten Toleranzgrenze (Tolerable Weekly Intake, TWI) von 1.3 µg pro Kilogramm Körpergewicht liege und auch die geschätzte Exposition gegenüber anorganischem Quecksilber (IHg), das über die Nahrung aufgenommen werde, überschreite die TWI nicht.

Allerdings müsse man davon ausgehen, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen über die Nahrung mehr Methylquecksilber als der Durchschnitt aufnähmen und damit über die Höchstgrenze lägen. Die höchsten Quecksilber-Konzentrationen seien in Fisch und anderem Seafood, speziell in Fischfleisch wie etwa vom Schwertfisch und von Haien, wilden Pilzen und Nahrungsergänzungsmitteln gefunden worden. Für die menschliche Exposition gelte aber nur der erstgenannte Punkt für MeHg als relevant, so Knutsen. Um die Lage besser beurteilen zu können, sei es aber wichtig, noch mehr Daten untersuchen zu können und auch zertifizierte Referenzmaterialien und professionelle Prüfschemata zur Verfügung zu stellen, die es möglich machten, die Konzentration von anorganischem Quecksilber in anderen Lebensmitteln als Fisch und Seafood genauer zu untersuchen.

Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können zum Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.

www.akademie-fresenius.de 

Quelle: Dortmund, Mainz [ Die Akademie Fresenius GmbH ]

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