in der ARD Mediathek kann man eine Dokumentation über die Abläufe bei der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück anschauen. Unter den Namen „die Schlachtfabrik“ versucht die Dokumentation etwas mehr Einblick in das System Tönnies zu schaffen. Der Bericht versucht herauszufinden, was sich seit dem Pandemieausbruch im Juni 2020 mit mehr als 1400 Corona infizierten und der Ankündigung von Clemens Tönnies Prozesse massiv ändern zu wollen, tatsächlich verändert hat. In einem Rückblick auf 2020 wurde nochmals dargelegt, dass 7000 Menschen bei dem Ausbruch im Sommer 2020 sofort in Quarantäne gehen mussten...

in der ARD Mediathek kann man eine Dokumentation über die Abläufe bei der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück anschauen. Unter den Namen „die Schlachtfabrik“ versucht die Dokumentation etwas mehr Einblick in das System Tönnies zu schaffen. Der Bericht versucht herauszufinden, was sich seit dem Pandemieausbruch im Juni 2020 mit mehr als 1400 Corona infizierten und der Ankündigung von Clemens Tönnies Prozesse massiv ändern zu wollen, tatsächlich verändert hat. In einem Rückblick auf 2020 wurde nochmals dargelegt, dass 7000 Menschen bei dem Ausbruch im Sommer 2020 sofort in Quarantäne gehen mussten. Es wurden Zäune um ganze Hausanlagen aufgestellt, um die Quarantäne zu gewährleisten. Es werden die Versprechen von Tönnies auf dem Prüfstand gestellt inwieweit mehr Tierwohl, bessere Arbeitsverhältnisse für die Mitarbeiter und nachhaltigeres Wirtschaften (mehr Umweltschutz) tatsächlich umgesetzt wurden. So zeigt der Film gleich am Anfang wie Clemens Tönnies konkret Einfluss auf die Zuschnitte nimmt und nach alter Herren Sitte die Mitarbeiter vor Ort direkt zu Änderungen auffordert. Es werden mehrere Personen sowohl aus der lokalen als auch aus der Landes-Politik interviewt.

Man gewinnt den Eindruck, dass insbesondere die Problematik der Werkverträge und der Werkvertragspartner im Zusammenhang mit Tönnies eher nachrangig behandelt wurden. Einem Interview-Wunsch des WDR mit dem Bürgermeister von Rheda-Wiedenbrück wurde zur Bedingung gemacht, dass der Bürgermeister die Berichterstattung im Nachhinein zensieren darf. Daraufhin hat der WDR auf das Interview verzichtet. Im weiteren Verlauf der Reportage wird das Beispiel eines rumänischen ehemaligen Mitarbeiters der Firma Tönnies gezeigt, der sich während des Arbeitsverhältnisses an der Hand massiv verletzt hat. Es wird anhand dieses Beispiels infrage gestellt, inwieweit die meist ungelernten Mitarbeiter bei Tönnies tatsächlich geschult werden und inwieweit man sich um verletzte Mitarbeiter bei der Firma Tönnies kümmert. Weitere Zeugen berichten, dass es keine ordentliche Einarbeitungsphase und keine entsprechende Schulungen gibt. Der Betrachter muss sich dabei die Frage stellen, inwieweit ein Einzelschicksal tatsächlich die allgemeinen Zustände suggeriert. Die ehemaligen Werkvertragspartner sind jetzt als Anwerber für neue Mitarbeiter aus den östlichen EU-Mitgliedstaaten unterwegs und oftmals auch noch als 1. Ansprechpartner für die Mitarbeiter bei Tönnies vor Ort. Hier setzt auch die Kritik der Journalisten an, weil immer noch teilweise beschönigende Aussagen zu den Arbeitsverhältnissen, zu den Unterkünften und zu den laufenden Kosten getätigt werden, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Es wird aber auch deutlich, inwieweit auch heute noch die Firma Tönnies von manchen ehemaligen Werkvertragspartnern abhängig ist, um die Prozesse in den Werkshallen aufrecht zu erhalten. Unsaubere oder zweifelhafte Machenschaften seitens dieser Geschäftspartner werden, laut Tönnies, leider noch so hingenommen. Nach Recherchen des WDR liegt die Miete pro Bett bei den neuen Arbeitsverhältnissen bei 210 €+ Nebenkosten. Es wurden auch teurere Mieten festgestellt, die allerdings im Nachhinein auf 210 € geändert wurden.

Insgesamt, so stellt die Reportage fest, haben sich die Wohnverhältnisse schon deutlich verbessert. Im Laufe der Reportage wurde aber auch auf die Problematik der aktuell niedrigen Schweinehälften Preise und das Thema Tierwohl eingegangen. Es wurde deutlich, dass um den Anforderungen der potentiellen Abnehmer wie die Schwarz Gruppe oder Aldi hinsichtlich der Haltungsform und des Themas Tierwohl gerecht zu werden, noch deutliche Veränderungen notwendig sind. Mit entscheidend wird sein, inwieweit es gelingt den landwirtschaftlichen Betrieben eine Perspektive zu geben, wie sie langfristig mit ihren Betrieb auch mit deutlich weniger Schweinen und Rindern Geld verdienen können. Gerade in der aktuellen Phase mit Preisen von 1,20 €-1,25 €/kg Schweinehälfte und der möglichen Anforderung, ihre bisherigen Gebäude/Stallungen massiv umzubauen oder gar neu zu errichten stellen sich, laut einer Umfrage des ISN, fast 50 % der Landwirte die Frage, ob Sie Ihr Gewerk weiter betreiben möchten. Letztendlich ist klar, dass die Firma Tönnies bestrebt ist ihre Marktposition zu behalten. Sie ist sich aber auch darüber im Klaren, dass hierzu deutlich mehr Anstrengungen notwendig sind, als es in der Vergangenheit gegeben war. Deshalb dienen natürlich viele Maßnahmen und Investitionen dieser Strategie. Aber ist dies verwerflich?

 

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