17 Generationen, ein Handwerk: Seit 419 Jahren war die Metzgerei Göbel stets in Händen der Familie. Jetzt schließt der Traditionsbetrieb, der heute zum letzten Mal Wurst, Maultaschen und Co. verkauft.

Wehmut ist dabei, wenn Wolfgang Göbel zum letzten Mal Würste für den Verkauf in der Wilhelmstraße macht. Reutlingen  Metzgermeister Wolfgang Göbel selbst bevorzugt zum Frühstück Laugenweckle mit einer "schönen Leberwurst drauf". Die stammt wie fast alle Spezialitäten, die in seiner Metzgerei verkauft werden, aus der eigenen Wurstküche. Dort habe er sich schon als kleiner Bub aufgehalten, erzählt der 62-Jährige. Damals saß er auf dem Fenstersims und schaute dem Vater bei der Arbeit zu.

Mit etwa zehn Jahren habe er bereits seinem Vater, der im Krieg schwer verletzt wurde, bei der Arbeit geholfen. "Dass ich Metzger werde, war von Anfang an klar", sagt Göbel am Donnerstagmorgen, als er mit Metzgermeister Andreas Leippert zum letzten Mal Wurst für das Ladengeschäft in der Wilhelmstraße herstellt. Es ist 7.30 Uhr, im Nebenraum rattert der mit Fleisch, Gewürzen und Eis gefüllte Kutter. Außer Leippert und Göbel, die gerade Weißwürste produzieren, ist noch niemand im Betrieb zu sehen.

17 Generationen, ein Handwerk: Seit 419 Jahren war die Metzgerei Göbel stets in Händen der Familie. Jetzt schließt der Traditionsbetrieb, der heute zum letzten Mal Wurst, Maultaschen und Co. verkauft.

Wehmut ist dabei, wenn Wolfgang Göbel zum letzten Mal Würste für den Verkauf in der Wilhelmstraße macht. Reutlingen  Metzgermeister Wolfgang Göbel selbst bevorzugt zum Frühstück Laugenweckle mit einer "schönen Leberwurst drauf". Die stammt wie fast alle Spezialitäten, die in seiner Metzgerei verkauft werden, aus der eigenen Wurstküche. Dort habe er sich schon als kleiner Bub aufgehalten, erzählt der 62-Jährige. Damals saß er auf dem Fenstersims und schaute dem Vater bei der Arbeit zu.

Mit etwa zehn Jahren habe er bereits seinem Vater, der im Krieg schwer verletzt wurde, bei der Arbeit geholfen. "Dass ich Metzger werde, war von Anfang an klar", sagt Göbel am Donnerstagmorgen, als er mit Metzgermeister Andreas Leippert zum letzten Mal Wurst für das Ladengeschäft in der Wilhelmstraße herstellt. Es ist 7.30 Uhr, im Nebenraum rattert der mit Fleisch, Gewürzen und Eis gefüllte Kutter. Außer Leippert und Göbel, die gerade Weißwürste produzieren, ist noch niemand im Betrieb zu sehen.

Seit 46 Jahren arbeitet Göbel als Metzger. Gelernt hat er im elterlichen Betrieb, die Gesellenjahre verbrachte er in Stuttgart und Eningen. 1969 machte er die Meisterprüfung. Über eine Million Würste hat er in seinem Berufsleben von Hand abgedreht, unzählige Stunden in der Wurstküche und im Laden gestanden und sogar eine Spezialität - nämlich die preisgekrönte Trollinger Wurst - kreiert.

Jetzt aber ist Schluss mit der Arbeit im Traditionsbetrieb. Der 62-Jährige und seine Frau Annette sind ab morgen im Ruhestand. Heute Abend werden sie das Geschäft in der Wilhelmstraße schließen. Danach wird dort die Metzgerei Rapp aus St. Johann-Lonsingen ihre Waren verkaufen.

Eigentlich habe er schon mit 60 Jahren aufhören wollen zu arbeiten, so der Obermeister der Fleischerinnung. Seine Frau habe ihn aber überzeugt, weiterzumachen. "Sie fand damals, dass wir noch zu jung für den Ruhestand sind." Aber jetzt hat sich die Sachlage geändert, denn die Göbels sind inzwischen das erste Mal Großeltern geworden.

Wie er sich fühlt, so kurz bevor er den Traditionsbetrieb schließt? "Normal", antwortet Göbel, der als CDU-Stadtrat kommunalpolitisch aktiv ist. Später gesteht er aber doch, dass es schon ein "komisches Gefühl" sei. "Ich bin jeden Tag gerne hierher gekommen", sagt Göbel, er habe eine gute Mannschaft um sich gehabt, und der Kontakt mit den Leuten werde ihm fehlen.

Wer allerdings erwartet, dass Göbel die letzte Wurst, die er macht, mit ein paar Tränen würzt, der irrt. Ihr Mann zeige sich in solchen Situationen cool, sagt Annette Göbel, die inzwischen eingetroffen ist und die Ladentheke bestückt. "Die Wehmut geht bei ihm eher nach innen." Und Heiner Bunzel, ein guter Freund der Familie, der kurz in der Wurstküche vorbeischaut, verrät, dass Göbel schon noch ein paar Tränen vergießen werde. "Und zwar dann, wenn der Laden zu ist." Im Übrigen habe sich Göbel nach der Entscheidung, den Betrieb zu schließen, die Haare kurz schneiden lassen, plaudert Bunzel noch aus dem Nähkästchen.

Um 8.30 Uhr öffnet Annette Göbel das Geschäft. "Der Laden ist die Domäne meiner Frau", sagt Göbel. In der Küche steht bereits ein Topf mit Kartoffeln auf dem Herd, die später zu Salat verarbeitet werden. Eine Mitarbeiterin beginnt, Maultaschen zu machen. "Die sind derzeit der Renner", so Göbel, der an den Tagen, an denen die schwäbische Delikatesse fabriziert wird, "immer eine Maultasche probiert".

"Die Kunden sind traurig, dass wir aufhören", sagt Annette Göbel und berichtet davon, dass sich so mancher Stammkunde sogar mit einem Geschenk verabschiedet. Ihr selbst geht der Abschied nahe, auch wenn sie sich darauf freut, dieses Jahr endlich mal - wie andere Leute auch - eine geruhsame Adventszeit erleben zu können. Nach Schließung des Geschäfts werde sie erst einmal ausspannen und nichts tun. "Wir haben eine tolle Kundschaft gehabt", bilanziert Annette Göbel, "da waren keine Miesepeter dabei."

"1990 zum 400. Jubiläum haben wir den Laden umgebaut", blickt Göbel zurück. Das Geschäft sei eigentlich immer gut gelaufen, "doch es wird nicht einfacher, weil viele Leute heute zu billigem Fleisch greifen". So gut es geschäftlich auch lief, mussten die Göbels, die seit 40 Jahren verheiratet sind und zwei Töchter haben, im privaten Bereich einen Schicksalsschlag verkraften. Ihre älteste Tochter starb mit zehn Jahren an Leukämie.

"Am Nachmittag kommt der Südwestrundfunk vorbei", erzählt Wolfgang Göbel, der in der Zwischenzeit telefonische Bestellungen aufgenommen hat. Denn auch das Fernsehen interessiert sich für die älteste Metzgerei Deutschlands, die stets in den Händen einer Familie war. 17 Generationen waren dem Metzgerei-Handwerk verbunden, seit 419 Jahren produzierten und verkauften die Göbels in Reutlingen Fleisch und Wurstwaren. Allerdings war der Betrieb nicht immer in der Wilhelmstraße ansässig, sondern logierte zuvor auch in der Tübinger Vorstadt sowie in der Katharinen- und der Kanzleistraße. Dass die Tradition nun endet, liegt einfach daran, dass es keinen Nachfolger gibt.

"Eine letzte Henkersmahlzeit von unserem guten Metzger", kommentiert Andrea Vollmer ihren Einkauf. Und auch Elvira Becker nutzt die Chance, um vor allem die Zwiebelmettwurst aus dem Hause Göbel einzukaufen, die sie schon seit ihrer Jugendzeit liebt. Dennoch schöpft Becker etwas Hoffnung, als sie hört, dass Wolfgang Göbel im November für den Schwäbischen Markt im italienischen Pistoia nochmals in der Wurstküche aktiv werden will.

Quelle: Reutlingen [ KARIN LOBER – ALBBOTE ]

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